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26. Saison 2024-25 www.musica-aperta.ch
Alle Konzerte: Alter Stadthaussaal, Marktgasse 53, 2. Stock, Winterthur
Reservation 076 518 59 29     Eintritt Fr. 40.- / Studierende Fr. 30.-

 

 

Donnerstag, 24. April 2025, 19 Uhr

“Have you heard me breathe?”
ein Abend der herausragenden Bläserwelten und Elektronik

Damir Bačikin, Solotrompete, Elektronik - Ralf Hoyer, Elektronik, Klangregie

Damir Bacikin_800

Eres Holz (1977)

MACH (2012) für Trompete

Damir Bacikin (1980)

Sevdah of Berlin (2020) für Trompete und live-Elektronik

Max E. Keller (1947)

Ruhe und Unruhe (2025) für Trompete UA

Helmut Zapf (1956)

“L” (2010) für Trompete in C und Flügelhorn in B

Damir Bacikin

Eearworm! (2025) für trompete und Zuspiel UA

Alexandra Filonenko

Invocation (2021)

 Ralf Hoyer (1950)

loop the loop (2025) für Trompete, Zuspiel und live-Elektronik & Elektronik UA

Damir Bačikin ist ein sehr vielseitiger Musiker, der sich als äusserst virtuoser Trompeter vor allem auf zeitgenössisches und solistisches Repertoire sowie Kammermusik spezialisiert hat. Er war zweimal Preisträger beim Wettbewerb für Blechblasinstrumente in Belgrad und gewann zahlreiche Stipendien in Deutschland - seit langem wohnt er in Berlin. Er unternahm Tourneen in Europa, Asien und Südamerika.

MACHso heißt ein Zyklus von Stücken für Soloinstrumente, den Eres Holz 2011 mit einem Trompetensolo begann. Jedes Werk nutzt die typische Virtuosität des Instruments. - Zentrales Thema ist die Suche nach Empathie und die Überwindung von Einsamkeit. Dass fünf dieser Stücke während der Corona-Pandemie 2020/21 entstanden, verleiht ihnen eine zeitdiagnostische Dimension: Der Mensch bleibt – auch in Isolation – ein animal sociale.

Damir Bacikin: "Sevdah of Berlin ist ein Stück, das den Moment beschreibt, in dem Religion auf Musik trifft und die Stimmung in ihrer ganzen Tragweite zum Ausdruck bringt, wobei sich die einfachsten Bewegungen - wie zwischen zwei Tönen - zu etwas entwickeln, das Gott nahekommt."

Max E. Keller: "Der Gegensatz von ruhigen, ausgehaltenen und unruhig bewegten Tönen ist die Grundidee von Ruhe und Unruhe. Nach der Eröffnung mit langen, leisen Tenuti mischen sich zunehmend schnelle Tongruppen dazwischen. Umgekehrt bilden sich am Schluss die Gruppen zurück, die tenuti übernehmen wieder das Geschehen und zerbröseln schliesslich in tiefen Geräuschklängen."

Der sehr kurze Titel »L«  von Helmut Zapf steht für Luft, Lippe, Lachen, Lied, Liebe, leer, laut, leise und auch lydisch. Der durchkomponierte Wechsel zwischen den beiden Soloinstrumenten bestimmt den Formverlauf der Komposition und unterstützt das assoziative Beschreiben der erwähnten L-Worte.

Damir Bacikin: "Earworm! ist ein Stück, das aus einem Kopf voller chaotischer und unruhiger Gedanken geboren wurde. Entstanden ist die Komposition aus der Idee zweier Klangquellen, durch welche ein ganz neues Spektrum an Klangeffekten und Intervallen entsteht, die in perfekter Kooperation mit dem aufgezeichneten Zuspiel stehen."

Ralf Hoyer: "loop the loop: Als loop wird eine wiederkehrende musikalische Abfolge bezeichnet - in der Pop-Musik oft von einer „drum machine“ erzeugt - zu der dann weitere musikalische Schichten dazu kommen. Doch kann die loop auch eine Begrenzung sein, die eine Musik am Abheben hindert… loop the loop heißt auch, einen Looping drehen.

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weiteres Konzert: 25. April 2025, 19 Uhr, Museum Kleines Klingental, Grosse Refektorium, Unterer Rheinweg 26, 4058 Basel

   dieses Programm als *.doc
 

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Donnerstag, 5. Juni 2025, 19 Uhr

UMS `n JIP - im störgarten

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Max E. Keller (1947)

muss verboten werden (2019/20) für Tenor/Contratenor und Bassblockflöte

Ulrike Mayer-Spohn (1980)
& Javier Hagen (1971)

im störgarten (2022/23), Liederzyklus für Stimme, Blockflöten und
Live-Elektronik (Audio & Video),
  Text nach dem gleichnamigen Gedichtzyklus von Rolf Hermann 

Der Text im Präludium von Max E. Keller besteht aus Satzfragmenten wie "Muss verboten werden", " Muss geregelt werden", "Muss umerzogen werden". Er sagt nicht, wer was verbieten will, aber er markiert eine gesellschaftliche Tendenz: in Europa, Russland, China, in arabischen Ländern, Nordkorea, USA u.a. wird auf verschiedensten Gebieten und von verschiedenen politischen Positionen aus mit autoritären Direktiven, Überwachung und Verboten versucht, die Menschen zu bevormunden. Die Musik ist sozusagen diese unausgesprochenen Gegenwelt. Sie ist anarchisch, ungeordnet, wild, aber auch sensibel und still. Der Freiraum der Interpretierenden ist gross, oft improvisando.

"In der Nahaufnahme verwildern wir" heisst Rolf Hermanns neuer Gedichtband (2021). „im störgarten“ ist einer der vier Zyklen daraus: ein Gang durch einen längst verschwundenen Obstgarten. Er zoomt mitten hinein in unsere Lebenswelt mit ihren globalen Verflechtungen, ihren Hotspots und Flächenbränden, ihren Erschöpfungszuständen. Rolf Hermann dazu: „Im Zyklus „im störgarten“ ist die Trauer ein zentrales Motiv. Dieser Zyklus spielt in einem Gebiet (Leukerfeld), das mir seit meiner Kindheit vertraut ist. Die Landschaft wurde in den letzten Jahren tiefgreifend verändert. Äcker, Felder und Wiesen wichen Gewerbe- und Industriezonen, einem Golfplatz und einer Autobahn. Die unausgesprochene Frage, die sich durch diesen Zyklus zieht, lautet für mich denn auch: Was geht in uns vor, wenn eine Landschaft, die wir seit unserer Kindheit lieben, entstellt wird? Da scheint mir die Verwilderung durchaus eine ratsame Option zu sein.“

Eine musikalische Interpretation einer literarischen Anverwandlung Rilke’scher Gedichte: „im störgarten“ ist ein Liederzyklus für Stimme, Blockflöten und Elektronik von UMS'nJIP. Kompositorisch greifen UMS'nJIP das Thema der schleichenden Naturentstellung auf und interpretieren diese in einem etwa 80 Minuten dauernden musikalischen Prozess: Ausgehend von abstrakten Geräuschfragmenten — an Naturgeräusche erinnernd — entwickeln sich mehrere Verdichtungsprozesse. Anfänglich in ihre Klangbestandteile aufgelöst und kaum im Raum wahrzunehmen, werden Worte und Sätze mit fortschreitender Dauer zunehmend als Sinneinheiten wahrnehmbar und melismatisch eingebunden. Auch die Klänge unterstehen einer Metamorphose: sind sie anfangs ausschliesslich analog erzeugt, so schleicht sich im Verlauf des Stückes immer mehr die elektronische Substitution ein. Dass diese zunehmend in einem „verführerischen“ popkulturellen Kleid daherkommt, verleiht dem Ganzen eine verstörend-reizende Ambivalenz, welche mit unseren ästhetischen Erwartungshaltungen spielt und diese als blosse Hüllen entlarvt, relativiert - und bricht. Analog zu Rolf Hermanns Wunsch: „die Sinnlichkeit und die Verletzlichkeit der Welt in Worten erfahrbar zu machen“ machen UMS’nJIP dieselbe Sinnlichkeit und Verletzlichkeit nun auch in Klängen erfahrbar.

UMS'nJIP sind eines der profiliertesten Ensembles für Neue Musik der Gegenwart und an den bedeutendsten Konzertstätten für Neue Musik zuhause (Teatro Colón Buenos Aires, Liceu Barcelona, Steghi Athen, Palacio de Bellas Artes Mexico City, Biennale Musica Venezia). Über 1400 Konzerte, mehr als 300 Uraufführungen in 40 Ländern und 35 internationale Preise säumen ihren musikalischen Weg. 2022 lassen sie sich in Münster/Goms nieder und eröffnen mit dem MEbU, dem Münster Earport, am Fusse des Rhonegletschers einen Kunstraum für experimentelle Kammermusik.
http://umsnjip.ch,   http://mebu.umsnjip.ch 

 

 

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