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Gesamtprogramm 25. Saison 2023-24 www.musica-aperta.ch Alle Konzerte: Alter Stadthaussaal, Marktgasse 53, 2. Stock, Winterthur Gesamtprogramm 23-24.doc Download Gesamtprogramm 23-24.pdf
Sonntag, 3. September 2023, 17 Uhr AGGREGAT Trio Retro Disco: Moritz Müllenbach, Violoncello; Samuel Stoll, Horn; Simone Keller, Klavier/Keyboard; Oliver Weber, Elektronik
Als das Trio Retro Disco vor 10 Jahren zum ersten Mal eine Konzertreise in die USA unternahm, befand sich zufälligerweise der Elektronik-Pionier Alvin Lucier im Publikum und bot an, ein neues Stück für die drei MusikerInnen zu komponieren, wobei er den Wunsch äusserte, komplett auf Elektronik verzichten zu wollen und sich ausschliesslich auf drei ganz einfache musikalische Mittel zu beschränken: «Step» im Sinne von «Tonschritt», «Slide» als Bewegung zwischen zwei Tonschritten und «Sustain» als ausgehaltener Ton – ähnlich den drei klassischen Aggregatszuständen fest, flüssig und gasförmig. Entstanden ist ein äusserst ruhiges Stück, das sich ganz dem akustischen Phänomen der Schwebung widmet, also der Überlagerung von Schallwellen, die ein hörbares Pulsieren verursachen. Auch in der Uraufführung von Oliver Weber finden sich einzelne Elemente, Atome und Moleküle, die sich zu Aggregaten zusammenfügen und ihre Zustandsformen ständig wechseln. In der Mitte des Konzertprogramms stehen wie ein Wegweiser die «Aspekte der Orientierung», die Alfred Knüsel für Moritz Müllenbach geschrieben hat, der äusserst flexibel auf verschiedene Stimmungen des Cellos reagieren muss, und darum herum gruppiert sind zwei ruhige Solo-Stücke von Hanna Hartmann und Alvin Lucier zu hören: einerseits «METUSALEM» für Horn solo, das in grauen, übereinander geschichteten Kohlestrichen wie in einem physikalischen Erstarrungszustand notiert ist und andererseits der moderne Klassiker «Nothing is Real», in dem Alvin Lucier den Beatles-Song «Strawberry Fields Forever» in einer Teekanne sublimiert, also bildlich gesprochen den festen Aggregatszustand direkt in einen gasförmigen übergehen lässt.
Sonntag, 24. September 2023, 17 Uhr "Land der Hoffnung" - Neue Musik aus der Ukraine, der Schweiz und Deutschland Roman Yusipey aus Cherson, Akkordeon
Das Projekt "Land der Hoffnung" des ukrainischen Akkordeonisten Roman Yusipey stellt Werke zeitgenössischer ukrainischer Komponisten vor, die durch den Angriff der Russen aus ihrem Land vertrieben wurden. Die ukrainische Musik hat sich seit der Jahrhundertwende zur Welt geöffnet. Somit sind derzeit die künstlerische internationale Begegnungen auf kultureller Ebene nötiger denn je. Der ukrainische Teil des Programms vermag nicht nur die allmähliche Entwicklung der Klänge meditativ zu genießen - wie in Null von Victoria Poleva - , sondern bringt in Feuer in deinen Augen auch eine anspruchsvolle technische Herausforderung, ein minimalistisches Perpetuum mobile. Das dramatische Miserere andererseits ist von traditionellen ukrainischen Gesängen inspiriert. Das melancholische For every city von Oleksandr Shchetynsky ist von traditionellen ukrainischen Gesängen und einem Text des Philosophen Gregorius Skoworoda inspiriert. Das Akkordeon findet sich im Wesentlichen in verschiedenen Rollen wieder, fast vergleichbar mit einer Travestie – wie in dem poetischen Werk And The Sailors Enjoying The View Of The Earth von Bohdan Sehins, ursprünglich für Orgel geschrieben. Seit einigen Jahren lebt Roman Yusipey in Duisburg und arbeitet oft mit deutschen Komponisten zusammen. Präsentiert werden drei ihm gewidmete Kompositionen: das virtuos-fundamentale Rondo concertante von Helmut Zapf, ein meditatives Wiegenlied, und Monshi des Berliners Andreas Staffel, sowie Mriya pro myr…der Traum vom Frieden - geschrieben unter dem Einfluss des Krieges in der Ukraine, ein Werk eines Düsseldorfer Komponisten Erik Janson. Stillstand des Baslers Daniel Weissberg arbeitet mit feinen Farbveränderungen, die mit heftigen Akkordattacken abwechseln. Aushalten und bewegen beschreibt zum einen das Grundmodell des Werke von Max E. Keller, aber schon 1988 wies er darauf hin, dass die beiden Begriff neben der mehr musikalisch-technischen auch andere Bedeutungen tragen. Der Akkordeonist Roman Yusipey, 1979 in der ukrainischen Stadt Kherson geboren, studierte in Kiew, in Hannover, in Essen (Masterstudium) und in Köln (Konzertexamen). weiteres Konzert: Samstag, 23. September 2023, 18. 15 Uhr, maison44, Steinenring 44, Basel
Sonntag, 29.Oktober 2023, 17 Uhr Klänge nach Klee Ensemble Aventure (Freiburg i.Br.) :
Paul Klee war lange unsicher, ob er Musiker oder Maler werden wolle. Er arbeitete zunächst als Geiger in Bern, erst mit 27 entschied er sich definitiv für die Malerei. Bildtitel wie Fuge in rot oder polyphon gefasstes weiss zeigen, wie Klee sich weiterhin mit Musik beschäftigte. Andererseits sind zahlreiche Kompositionen geschrieben worden, die sich auf Klees Bilder beziehen. Der Amerikaner Stephen W. Ellis hat weltweit insgesamt über 550 solcher Werke gesammelt. Jean-Luc Darbellay wohnt wenige Schritte vom damaligen Berner Haus von Klee entfernt und findet sich verbunden mit dem quasi gemeinsam Blick aufs Berner Münster, das Klee in vielen Varianten gezeichnet hat. Max E. Keller "vertont" ein Bild quasi ganz naiv, indem er die abstrakten Farbflächen, welche das ganze Bild beherrschen, in Klangflächen umsetzt, unterbrochen von freien Dialogen der Instrumente. Die Amerikanerin Wendy Reid andererseits bezieht sich nicht auf ein bestimmtes Bild von Klee, sondern auf Klees Schriften: Klee glaubte, dass "die Kommunikation mit der Natur die wesentlichste Bedingung" für den Künstler bleibt, allein durch die Tatsache, dass er selbst Teil der Natur ist. Sidney Corbett geht vom späten Bild "Diana im Herbstwind" (1934) aus. Es zeigt einen emporstrebenden Frauenkopf, im Wind tanzend, die Farben, Blau und Rosarot, sind eher hell, doch am Rand verdüstert es sich, und wie bei vielen Klee-Bildern aus dieser späten Zeit ist eine Verzweiflung spürbar, der Kopf der Frau scheint nach Luft zu schnappen.
Mittwoch 29. November 2023, 20 Uhr Absolut Trio: 4 Kostbarkeiten Bettina Boller Violine, Judith Gerster Violoncello, Stefka Periphanova Klavier
Die „15 Moments Musicaux“ von Rudolf Kelterborn (1931 - 2021) aus dem Jahre 2007 können gleich den Teilchen eines Kaleidoskops bei jeder Aufführung neu „geschüttelt“ und zusammengestellt werden. So wird der Gesamteindruck mit jedem Mal ein anderer.
Samstag, 27. Januar 2024, 20 Uhr Ives’ Concordsonate Werner Bärtschi, Klavier
Der weitherum bekannte Pianist Werner Bärtschi hat John Cage persönlich gekannt und initiierte in Zürich ein ganz ihm gewidmetes Festival. Und er hat die Schriften von Erik Satie in deutscher Übersetzung herausgegeben. Bärtschi ist nicht bloss ein brillanter Pianist, sondern auch ein intimer Kenner der präsentierten Werke. 1969 hatte die Balletttruppe von Merce Cunningham eine Choreographie zu Saties Socrate einstudiert. Rechtliche Fragen verhinderten die geplante Bearbeitung für zwei Klaviere. Als Ausweg schrieb Cage ein weitgehend einstimmiges Klavierstück, das Takt um Takt und in korrektem Rhythmus dem Original folgte, die Melodie aber ständig in neue Transpositionen wendete: eine billige Nachahmung bezüglich der Urheberrechte. Die Sonate und der umfangreiche Text dazu legen Zeugnis ab von Ives' jahrzehntelanger Beschäftigung mit dem Kreis der Transzendentalisten, einer literarisch-philosophischen Bewegung, deren Träger, um den Schriftsteller und Philosophen Ralph Waldo Emerson geschart, in dem kleinen Städtchen Concord im Bundesstaat Massachusetts in den Jahren 1840 bis 1860 ihre grosse Zeit hatten. Der aussergewöhnliche Umfang des Werks, die Tatsache der Veröffentlichung auf eigene Kosten und die Begleitung durch den umfangreichen Textband lassen vermuten, dass Ives in der Concord-Sonate sein Hauptwerk sah. Die vier Sätzen der Sonate sind eine Art von Porträt von vier Personen, mit weitgehend demselben melodischen Material gebaut, aber unterschieden durch dessen Verarbeitung.
Freitag, 1. März 2024, 20 Uhr Doppio Zeitgenössische Kommentare auf Musik des Mittelalters, für Doppelflöte und Nickelharpa Silvia Berchtold, Blockflöte/Doppelflöte und Collin Heller, Nickelharpa
Die Instrumente Doppelflöte und Nickelharpa sind seit dem Mittelalter in Bildern weitreichend dokumentiert. Im zeitgenössischen Musikgeschehen unserer Breitengrade erscheinen diese damals so gängigen Instrumente allerdings kaum noch. Um dem entgegen zu wirken, fragten wir für das Programm „Doppio“ junge KomponistInnen an, für diese Instrumente jeweils einen zeitgenössischen Kommentar auf mittelalterliche Werke zu schreiben. Der Titel Doppio (doppelt) erweist seinem Namen auf dreierlei Weise die Ehre: Zum einen in der Referenz auf die Doppelflöte selbst, zum weiteren auf das Zusammenspiel zweier unterrepräsentierter Instrumente und zum dritten in der Gegenüberstellung mittelalterlicher Werke mit ihren zeitgenössischen Kommentaren. Doppelflöten, die sich zum mehrstimmigen Spiel mit sich selbst eignen, sind in verschiedensten Kulturen zu hause. Die europäische mittelalterliche Doppelflöte gleicht zwei Blockflöten, die am Kopf zusammenhängen. Die Nickelharpa ist ein Streichinstrument, dessen Tonhöhen durch Tasten verändert werden. Ihre Ursprünge werden im skandinavischen Raum verortet, wo sie auch heute noch als Volksinstrument verwendet wird.
Samstag, 25. Mai 2024, 20 Uhr Sophie Lüssi String Quartett - Werke von Sopie Lüssi N.N. (2023) Auftragskomposition von Musica Aperta, UA Die Winterthurer Jazz Geigerin und Komponistin Sophie Lüssi erweitert mit ihren Kompositionen die Grenzen des Klassischen und des Jazz und reiht sich ein in die musikalische Bewegung des “Third Stream”, der Synthese zwischen dem Jazz und der klassischen oder zeitgenössischen europäischen Musik. Sophie Lüssis Streichquartett erzeugt eine reichhaltige Klangwelt mit ständigem Blick zur europäischen Musiktradition und zur mentalen Offenheit, welche durch die Jazzimprovisation bewirkt wird. In ihren Arrangements wird man Lüssis Liebe zur Modernen Klassik (Bartok, Ligeti, Strawinsky, Prokofiev) und ebenso zu den Klassikern des Jazz (Duke Ellington, Gill Evans, Charlie Mingus) heraushören. Leonardo Ferreyra Tango String Quartet - Werke von Leonardo Ferreyra Kompositionen über traditionelle Tangothemen: - Los Mareados, El motivo, El marne Dem Argentinier Leonardo Ferreyra, seit 2021 in Winterthur lebend, wurde der Tango in die Wiege gelegt. Er hat mit vielen Tangomusikern gespielt, welche die Hochblüte des Tangos geprägt haben. Heute ist er als Geigenvirtuose wie als Komponist einer der wichtigen Vertreter der Avantgarde der Tangokultur. Er scheut das Risiko nicht und befreit die Tangos von der Last des Längstgehörten und ermöglicht frische, überraschende Begegnungen, ohne dass Neuerung zum Selbstzweck wird. Er braucht nicht die Klischees des Tangos, den Klang des Bandoneons, den Drive eines Kontrabasses oder die Allgegenwart des Klaviers. All dies ist in jedem Glissando präsent, in der erweiterten Chromatik, im exquisiten Umgang mit Klangfarbe und Orchestrierung.
Mittwoch 12. Juni 2024, 20 Uhr Szene, Licht und Musik mit und um Karlheinz Stockhausen Laura Faoro - Flöten und Roberta Gottardi - Klarinetten
K. Stockhausen hat in seinen Werken auch das Szenische auskomponiert, insbesondere in seinem monumentalen Opernzyklus Licht. AVE beschliesst die Szene Evas Zauber in der Oper Montag aus Licht - der Titel AVE ist denn auch schlicht die Umkehrung von Eva. Es geht um eine 23-minütige Begegnung zweier Charaktere, wobei nicht nur die Musik, sondern auch Kostümierung, Bewegung ja sogar die Mimik auskomponiert sind. Auch in Harlekin wird der Körper zu einem Instrument, das gleichberechtigt am musikalischen Geschehen teilnimmt, im einheitlichen Ausdruck von Musik, Figur und Tanz in schnellen Kreisbewegungen. Bernd Alois Zimmermann war ein Antipode von Stockhausen: beide lebten in Köln, waren aber musikalische und charakterliche Gegensätze, ja geradezu Gegner. 1960 sollten beiden der grosse Kunstpreis von Nordrhein-Westfalen zu gleichen Teilen verliehen werden, Stockhausen lehnte dies ab. Nicolaus A. Huber hat in einem Projekt bei Stockhausen mitgearbeitet, ging später aber eigene Wege.
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