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  Die Gesamtprogramme zu Nachlesen

 

 

 

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Gesamtprogramm 25. Saison 2023-24 www.musica-aperta.ch

Alle Konzerte: Alter Stadthaussaal, Marktgasse 53, 2. Stock, Winterthur
Reservation 076 518 59 29 Eintritt Fr. 30.- / Studierende Fr. 20.-

Gesamtprogramm 23-24.doc   Download    Gesamtprogramm 23-24.pdf

 

Sonntag, 3. September 2023, 17 Uhr

AGGREGAT
Ein Kammermusikkonzert in verschiedenen Zustandsformen mit dem Trio Retro Disco

Trio Retro Disco: Moritz Müllenbach, Violoncello; Samuel Stoll, Horn; Simone Keller, Klavier/Keyboard; Oliver Weber, Elektronik

Alvin Lucier (1931-2021)

Step, Slide and Sustain (2014) for horn, cello and piano

Hanna Hartmann (1961)

METUSALEM (2021) für Horn solo und Tonband

Alfred Knüsel (1941)

Aspekte der Orientierung (2010) für Violoncello solo

Alvin Lucier (1931-2021)

Nothing is Real (2021) for piano and amplified teapot

Oliver Weber (1974)

Inschrift II (2023) für Horn, Violoncello und Keyboard, Uraufführung

Als das Trio Retro Disco vor 10 Jahren zum ersten Mal eine Konzertreise in die USA unternahm, befand sich zufälligerweise der Elektronik-Pionier Alvin Lucier im Publikum und bot an, ein neues Stück für die drei MusikerInnen zu komponieren, wobei er den Wunsch äusserte, komplett auf Elektronik verzichten zu wollen und sich ausschliesslich auf drei ganz einfache musikalische Mittel zu beschränken: «Step» im Sinne von «Tonschritt», «Slide» als Bewegung zwischen zwei Tonschritten und «Sustain» als ausgehaltener Ton – ähnlich den drei klassischen Aggregatszuständen fest, flüssig und gasförmig. Entstanden ist ein äusserst ruhiges Stück, das sich ganz dem akustischen Phänomen der Schwebung widmet, also der Überlagerung von Schallwellen, die ein hörbares Pulsieren verursachen.

Auch in der Uraufführung von Oliver Weber finden sich einzelne Elemente, Atome und Moleküle, die sich zu Aggregaten zusammenfügen und ihre Zustandsformen ständig wechseln. In der Mitte des Konzertprogramms stehen wie ein Wegweiser die «Aspekte der Orientierung», die Alfred Knüsel für Moritz Müllenbach geschrieben hat, der äusserst flexibel auf verschiedene Stimmungen des Cellos reagieren muss, und darum herum gruppiert sind zwei ruhige Solo-Stücke von Hanna Hartmann und Alvin Lucier zu hören: einerseits «METUSALEM» für Horn solo, das in grauen, übereinander geschichteten Kohlestrichen wie in einem physikalischen Erstarrungszustand notiert ist und andererseits der moderne Klassiker «Nothing is Real», in dem Alvin Lucier den Beatles-Song «Strawberry Fields Forever» in einer Teekanne sublimiert, also bildlich gesprochen den festen Aggregatszustand direkt in einen gasförmigen übergehen lässt.

 

Sonntag, 24. September 2023, 17 Uhr

"Land der Hoffnung" - Neue Musik aus der Ukraine, der Schweiz und Deutschland

Roman Yusipey aus Cherson, Akkordeon

Bohdan Sehin (1976)

And The Sailors Enjoying The View Of The Earth (2011)

Max E. Keller (1947)

Aushalten und bewegen (1988)

Oleksandr Shchetynsky (1960)

For every city

Helmut Zapf (1956)

Rondo concertante (2018)

Daniel Weissberg (1954)

Stillstand (1998)

Victoria Poleva (1962)

Null (2005)

Andreas F. Staffel (1965)

Monshi (2022)

Erik Janson (1967)

Mriya pro myr…der Traum vom Frieden (2023)

Maksym Kolomiiets (1981)

Feuer in deinen Augen (2020)

Das Projekt "Land der Hoffnung" des ukrainischen Akkordeonisten Roman Yusipey stellt Werke zeitgenössischer ukrainischer Komponisten vor, die durch den Angriff der Russen aus ihrem Land vertrieben wurden. Die ukrainische Musik hat sich seit der Jahrhundertwende zur Welt geöffnet. Somit sind derzeit die künstlerische internationale Begegnungen auf kultureller Ebene nötiger denn je.

Der ukrainische Teil des Programms vermag nicht nur die allmähliche Entwicklung der Klänge meditativ zu genießen - wie in Null von Victoria Poleva - , sondern bringt in Feuer in deinen Augen auch eine anspruchsvolle technische Herausforderung, ein minimalistisches Perpetuum mobile. Das dramatische Miserere andererseits ist von traditionellen ukrainischen Gesängen inspiriert. Das melancholische For every city von Oleksandr Shchetynsky ist von traditionellen ukrainischen Gesängen und einem Text des Philosophen Gregorius Skoworoda inspiriert. Das Akkordeon findet sich im Wesentlichen in verschiedenen Rollen wieder, fast vergleichbar mit einer Travestie – wie in dem poetischen Werk And The Sailors Enjoying The View Of The Earth von Bohdan Sehins, ursprünglich für Orgel geschrieben.

Seit einigen Jahren lebt Roman Yusipey in Duisburg und arbeitet oft mit deutschen Komponisten zusammen. Präsentiert werden drei ihm gewidmete Kompositionen: das virtuos-fundamentale Rondo concertante von Helmut Zapf, ein meditatives Wiegenlied, und Monshi des Berliners Andreas Staffel, sowie Mriya pro myr…der Traum vom Frieden - geschrieben unter dem Einfluss des Krieges in der Ukraine, ein Werk eines Düsseldorfer Komponisten Erik Janson. Stillstand des Baslers Daniel Weissberg arbeitet mit feinen Farbveränderungen, die mit heftigen Akkordattacken abwechseln. Aushalten und bewegen beschreibt zum einen das Grundmodell des Werke von Max E. Keller, aber schon 1988 wies er darauf hin, dass die beiden Begriff neben der mehr musikalisch-technischen auch andere Bedeutungen tragen.

Der Akkordeonist Roman Yusipey, 1979 in der ukrainischen Stadt Kherson geboren, studierte in Kiew, in Hannover, in Essen (Masterstudium) und in Köln (Konzertexamen).

weiteres Konzert: Samstag, 23. September 2023, 18. 15 Uhr, maison44, Steinenring 44, Basel

 

 

Sonntag, 29.Oktober 2023, 17 Uhr

Klänge nach Klee

Ensemble Aventure (Freiburg i.Br.) :
Andrea Nagy, Klarinette; Wolfgang Rüdiger, Fagott; Akiko Okabe, Klavier; Katharina Schmauder, Violine, Viola; Ellen Fallowfield, Violoncello

Pierre-André Bovey (1942)

der gefundene Ausweg (2021/22), UA; nach einem Bild von Paul Klee (1934)

Jean-Luc Darbellay (1946)

BERN, die Matte mit dem überragenden Münster, hohe Auffassung , UA
  
nach dem gleichnamigen Bild von Paul Klee (1910)

Markus Hofer (1949)

Monument im Fruchtland (2022), UA
  
nach dem gleichnamigen Bild von Paul Klee (1929)

Max E. Keller (1947)

Figur im Garten (2022), UA
   nach dem gleichnamigen Bild von Paul Klee (1937)

Sidney Corbett (1960)

Diana: Entzweit (2023), UA; für Bassklarinette und Fagott

Konstantía Gourzí (1962)

aus: Sängerin der Komischen Oper op. 23 (2004) - 7 Miniaturen für Viola solo
  
nspiriert durch ein gleichnamiges Gemälde von Paul Klee

Helmut Oehring (1961)

Kleemusik (2011) für Bassklarinette

Violeta Dinescu (1953)

Hauptweg und Nebenwege (2016) für Violoncello
   nach dem gleichnamigen Bild von Paul Klee (1929)

Wendy Reid (1952)

Tree Pieces (Auswahl)

Paul Klee war lange unsicher, ob er Musiker oder Maler werden wolle. Er arbeitete zunächst als Geiger in Bern, erst mit 27 entschied er sich definitiv für die Malerei. Bildtitel wie Fuge in rot oder polyphon gefasstes weiss zeigen, wie Klee sich weiterhin mit Musik beschäftigte. Andererseits sind zahlreiche Kompositionen geschrieben worden, die sich auf Klees Bilder beziehen. Der Amerikaner Stephen W. Ellis hat weltweit insgesamt über 550 solcher Werke gesammelt.

Jean-Luc Darbellay wohnt wenige Schritte vom damaligen Berner Haus von Klee entfernt und findet sich verbunden mit dem quasi gemeinsam Blick aufs Berner Münster, das Klee in vielen Varianten gezeichnet hat. Max E. Keller "vertont" ein Bild quasi ganz naiv, indem er die abstrakten Farbflächen, welche das ganze Bild beherrschen, in Klangflächen umsetzt, unterbrochen von freien Dialogen der Instrumente. Die Amerikanerin Wendy Reid andererseits bezieht sich nicht auf ein bestimmtes Bild von Klee, sondern auf Klees Schriften: Klee glaubte, dass "die Kommunikation mit der Natur die wesentlichste Bedingung" für den Künstler bleibt, allein durch die Tatsache, dass er selbst Teil der Natur ist. Sidney Corbett geht vom späten Bild "Diana im Herbstwind" (1934) aus. Es zeigt einen emporstrebenden Frauenkopf, im Wind tanzend, die Farben, Blau und Rosarot, sind eher hell, doch am Rand verdüstert es sich, und wie bei vielen Klee-Bildern aus dieser späten Zeit ist eine Verzweiflung spürbar, der Kopf der Frau scheint nach Luft zu schnappen.

 

 

Mittwoch 29. November 2023, 20 Uhr

Absolut Trio: 4 Kostbarkeiten

Bettina Boller Violine, Judith Gerster Violoncello, Stefka Periphanova Klavier

Rudolf Kelterborn (1931 - 2021)

15 Moments Musicaux (2007), dem Absolut Trio gewidmet

Lars Werdenberg (1979)

Feld Zug (2022/23), dem Absolut Trio gewidmet, UA

Helena Winkelman (1975)

microbagatellen/visitationen (2020)

Jürg Wyttenbach (1935 - 2021)

1,2,3 ... nach Texten von Daniil Charms, (2017), dem Absolut Trio gewidmet

 Die „15 Moments Musicaux“ von Rudolf Kelterborn (1931 - 2021) aus dem Jahre 2007 können gleich den Teilchen eines Kaleidoskops bei jeder Aufführung neu „geschüttelt“ und zusammengestellt werden. So wird der Gesamteindruck mit jedem Mal ein anderer.
Lars Werdenberg schreibt im Auftrag des Absolut Trio ein neues Werk, in Memoriam eines gemeinsamen Freundes, des Cellisten Helmut Menzler.  
"visitations/microbagatellen" wurde 2020 in Lockenhaus durch das Trio Gaspard teilweise uraufgeführt. Helena Winkelman plante zwölf Stücke: Ein jedes will ein Fenster zu einem Komponisten der Vergangenheit eröffnen. Die Reihenfolge wird durch das Geburts-Sternzeichen der Komponisten bestimmt. Neun Kompositionen sind bisher entstanden: Zu Ravel, Haydn, Brahms, Schumann, Mahler, Debussy, Bruckner, Purcell, Mendelssohn.
Und schliesslich "1, 2, 3 …" unseres sehr geschätzten Freundes Jürg Wyttenbach (1935 - 2021). Es ist die letzte Komposition, die er vor seinem Tod entworfen und mit durch seine Parkinsonerkrankung zitternder Hand aufs Papier gebannt hat. Diese kostbaren Seiten sind ein bewegendes Dokument des Willens, möglichst bis zuletzt aktiv tätig zu bleiben. Das Absolut Trio lotet dieses witzig-spritzige Werk nach Texten von Daniil Charms nicht nur instrumental immer wieder neu aus, sondern sprengt gleichzeitig als Rezitatorinnen der skurrilen Botschaften seine Grenzen.

 

 

Samstag, 27. Januar 2024, 19:30 Uhr

Ives’ Concordsonate

Werner Bärtschi, Klavier
dazu kurze Einwürfe von Flöte und Bratsche (Egidius Streiff) ad libitum

John Cage (1912 - 1992)

Cheap Imitation (1969)

Charles Ives (1874 - 1954)

Concord, Mass., 1840 - 1860 (1911-15)
Emerson - Hawthorne - The Alcotts - Thoreau

Der weitherum bekannte Pianist Werner Bärtschi hat John Cage persönlich gekannt und initiierte in Zürich ein ganz ihm gewidmetes Festival. Und er hat die Schriften von Erik Satie in deutscher Übersetzung herausgegeben. Bärtschi ist nicht bloss ein brillanter Pianist, sondern auch ein intimer Kenner der präsentierten Werke.

1969 hatte die Balletttruppe von Merce Cunningham eine Choreographie zu Saties Socrate einstudiert. Rechtliche Fragen verhinderten die geplante Bearbeitung für zwei Klaviere. Als Ausweg schrieb Cage ein weitgehend einstimmiges Klavierstück, das Takt um Takt und in korrektem Rhythmus dem Original folgte, die Melodie aber ständig in neue Transpositionen wendete: eine billige Nachahmung bezüglich der Urheberrechte.

Die Sonate und der umfangreiche Text dazu legen Zeugnis ab von Ives' jahrzehntelanger Beschäftigung mit dem Kreis der Transzendentalisten, einer literarisch-philosophischen Bewegung, deren Träger, um den Schriftsteller und Philosophen Ralph Waldo Emerson geschart, in dem kleinen Städtchen Concord im Bundesstaat Massachusetts in den Jahren 1840 bis 1860 ihre grosse Zeit hatten. Der aussergewöhnliche Umfang des Werks, die Tatsache der Veröffentlichung auf eigene Kosten und die Begleitung durch den umfangreichen Textband lassen vermuten, dass Ives in der Concord-Sonate sein Hauptwerk sah.

Die vier Sätzen der Sonate sind eine Art von Porträt von vier Personen, mit weitgehend demselben melodischen Material gebaut, aber unterschieden durch dessen Verarbeitung.

 

 

Freitag, 1. März 2024, 20 Uhr

Doppio

Zeitgenössische Kommentare auf Musik des Mittelalters, für Doppelflöte und Nickelharpa

Silvia Berchtold, Blockflöte/Doppelflöte und Collin Heller, Nickelharpa

Kassia (~810-865)

Doxazomen sou Christe       Kommentar: Nicholas Morrish (2023) UA

Guillaume de Machaut (~1300-1377)

Comment qu’à moy lointeinne   Kommentar: Joan Jordi Oliver (1994) UA

Anonym (14.Jhdt)

Istanpitta Principiu di virtu      Kommentar: Collin Heller (1994) UA

Manuscrit du Roi (13.Jhdt)

La Sexte Estampie Real       Kommentar: Jacopo Greco d’Alceo (1989) UA

Kassia (~810-865)

Petron ke Pavlon           Kommentar: Nicholas Morrish (2023) UA 
                               des Auftrages von musica aperta

Die Instrumente Doppelflöte und Nickelharpa sind seit dem Mittelalter in Bildern weitreichend dokumentiert. Im zeitgenössischen Musikgeschehen unserer Breitengrade erscheinen diese damals so gängigen Instrumente allerdings kaum noch. Um dem entgegen zu wirken, fragten wir für das Programm „Doppio“ junge KomponistInnen an, für diese Instrumente jeweils einen zeitgenössischen Kommentar auf mittelalterliche Werke zu schreiben. Der Titel Doppio (doppelt) erweist seinem Namen auf dreierlei Weise die Ehre: Zum einen in der Referenz auf die Doppelflöte selbst, zum weiteren auf das Zusammenspiel zweier unterrepräsentierter Instrumente und zum dritten in der Gegenüberstellung mittelalterlicher Werke mit ihren zeitgenössischen Kommentaren.

Doppelflöten, die sich zum mehrstimmigen Spiel mit sich selbst eignen, sind in verschiedensten Kulturen zu hause. Die europäische mittelalterliche Doppelflöte gleicht zwei Blockflöten, die am Kopf zusammenhängen. Die Nickelharpa ist ein Streichinstrument, dessen Tonhöhen durch Tasten verändert werden. Ihre Ursprünge werden im skandinavischen Raum verortet, wo sie auch heute noch als Volksinstrument verwendet wird. 

 

 

Samstag, 25. Mai 2024, 20 Uhr

Sophie Lüssi String Quartett - Werke von Sophie Lüssi
Sophie Lüssi Violine/Bratsche, Leonardo Ferreyra Violine, Rahel Zellweger Violine/Bratsche,  Andreas Ochsner Cello

N.N. (2023) Auftragskomposition von Musica Aperta, UA
Arrangements über
Caravan von Duke Ellington, Turn out the Stars von Bill Evans, Nardis von Miles Davis, Rhythm Future von Django Reinhardt

Die Winterthurer Jazz Geigerin und Komponistin Sophie Lüssi erweitert mit ihren Kompositionen die Grenzen des Klassischen und des Jazz und reiht sich ein in die musikalische Bewegung des “Third Stream”, der Synthese zwischen dem Jazz und der klassischen oder zeitgenössischen europäischen Musik. Sophie Lüssis Streichquartett erzeugt eine reichhaltige Klangwelt mit ständigem Blick zur europäischen Musiktradition und zur mentalen Offenheit, welche durch die Jazzimprovisation bewirkt wird. In ihren Arrangements wird man Lüssis Liebe zur Modernen Klassik (Bartok, Ligeti, Strawinsky, Prokofiev) und ebenso zu den Klassikern des Jazz (Duke Ellington, Gill Evans, Charlie Mingus) heraushören.

Leonardo Ferreyra Tango String Quartet - Werke von Leonardo Ferreyra

Kompositionen über traditionelle Tangothemen: - Los Mareados, El motivo, El marne

Dem Argentinier Leonardo Ferreyra, seit 2021 in Winterthur lebend, wurde der Tango in die Wiege gelegt. Er hat mit vielen Tangomusikern gespielt, welche die Hochblüte des Tangos geprägt haben. Heute ist er als Geigenvirtuose wie als Komponist einer der wichtigen Vertreter der Avantgarde der Tangokultur. Er scheut das Risiko nicht und befreit die Tangos von der Last des Längstgehörten und ermöglicht frische, überraschende Begegnungen, ohne dass Neuerung zum Selbstzweck wird. Er braucht nicht die Klischees des Tangos, den Klang des Bandoneons, den Drive eines Kontrabasses oder die Allgegenwart des Klaviers. All dies ist in jedem Glissando präsent, in der erweiterten Chromatik, im exquisiten Umgang mit Klangfarbe und Orchestrierung.

 

 

Mittwoch 12. Juni 2024, 20 Uhr

Szene, Licht und Musik mit und um Karlheinz Stockhausen

Laura Faoro - Flöten und Roberta Gottardi - Klarinetten

Nicolaus A. Huber (1939)

Blanco y Verde (2018) für Flöte und Klarinette

Max E. Keller (1947)

Neues Werk (2024) für Flöte und Klarinette, UA

Bernd Alois Zimmermann (1918-1970)

Tempus loquendi (1963) für Flöten

Karlheinz Stockhausen (1928-2007)

Der kleine Harlekin (1975) für Klarinette

Karlheinz Stockhausen

AVE (1984-85) für Bassetthorn und Flöte

K. Stockhausen hat in seinen Werken auch das Szenische auskomponiert, insbesondere in seinem monumentalen Opernzyklus Licht. AVE beschliesst die Szene Evas Zauber in der Oper Montag aus Licht - der Titel AVE ist denn auch schlicht die Umkehrung von Eva. Es geht um eine 23-minütige Begegnung zweier Charaktere, wobei nicht nur die Musik, sondern auch Kostümierung, Bewegung ja sogar die Mimik auskomponiert sind. Auch in Harlekin wird der Körper zu einem Instrument, das gleichberechtigt am musikalischen Geschehen teilnimmt, im einheitlichen Ausdruck von Musik, Figur und Tanz in schnellen Kreisbewegungen. Bernd Alois Zimmermann war ein Antipode von Stockhausen: beide lebten in Köln, waren aber musikalische und charakterliche Gegensätze, ja geradezu Gegner. 1960 sollten beiden der grosse Kunstpreis von Nordrhein-Westfalen zu gleichen Teilen verliehen werden, Stockhausen lehnte dies ab. Nicolaus A. Huber hat in einem Projekt bei Stockhausen mitgearbeitet, ging später aber eigene Wege.
Laura Faoro und Roberta Gottardi aus Norditalien sind beide ausgewiesene, gefragte und erfahrene Spezialistinnen zeitgenössischer Musik. Roberta hat persönlich mit Stockhausen zusammengearbeitet, Laura hat bei Kathinka Paasver, Stockhausens erster Flöteninterpretin, studiert, und beide haben den Stockhausen-Preis gewonnen.

 

 

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